MODUL I

Alles bewegt sich

oder der poetische Körper

Dieser Kurs ist eine wichtige Basis für die folgenden Module. Wir tauchen ein in die Welt des Schaffens. Der Körper wird den Teilnehmern als Hauptinstrument des darstellenden Künstlers bewußt gemacht. Bewegung ist nicht nur eine Folge von Aktionen. Es geht um Dynamik. in Relation mit dem Raum, Rhythmus, und den dabei angewandten Kräften. Wir verstehen, wie man alles, was man empfindet, körperlich ausdrücken kann. „Wenn der Körper bereit ist, kommt das Wort“ (Ariane Mnouchkine). Der Kurs gliedert sich in folgende Schritte:

1. Die Stille

In ersten Schritten untersuchen wir die Körpersprache des Alltags. Weiters widmen wir uns dem wieder Entdecken unseres Kinderzimmers, der Zeit, wo wir alle Schauspieler waren. Konkret und ohne Psychologie.

2. Die neutrale Maske

Wir erlernen die elementaren Regeln des Tragens einer Maske. Der Körper wird wie ein weißes Blatt Papier. Nicht leer, sondern offen und bereit
Diese Arbeit hilft uns, den „Null- Punkt“ zu finden. Nicht das „NICHTS“ sondern die rezeptive „Leere“, die not-wendige körperliche Präsenz auf der Bühne, das not-wendige Minimum, wo alles möglich ist … Wir lassen den Alltag hinter uns. Das „Tor zum Theater“ wird geöffnet.
Begleitet wird diese Phase mit täglicher Körperbildung und der schwarzen Maske entwickelt von Adriana Salles.

3. Identifikationen

Die Welt durch’s Imitieren „begreifen“. Wie die Kinder, die das Universum, das sie umgibt erfassen, indem sie die Welt nachspielen. Wenn also die Kinder, die Welt durchs Spiel begreifen, dann können wir Schauspieler/Künstler diesen Spieltrieb umgekehrt wiederentdecken, indem wir die Welt nachspielen.
Wir entdecken die Elemente, die Materien, ebenso wie Farben, Malerei und Poesie. Wir studieren die Tierwelt als Referenzen für die Konstruktion von Personnagen.

4. Ganzmasken

Ein fließender Übergang, das stille „missing link“ zwischen den Tieren und den Menschen. Wir untersuchen das nicht ganz so unschuldige Verhalten der Baseler Fastnachtsmasken, auch bekannt als „Larven“. Wie Kleinstkinder, naiv und neugierig, aber nicht mehr im Entdecken, wie die neutrale Maske, sondern im aktiven, konkreten Untersuchen der Objekte des Alltags, der Beziehungen unter den Masken. Sie erleben gemeinsame Abenteuer. Als nächster Schritt suchen wir anhand „expressiver Masken“ das menschliche Verhalten nachzuspielen. Ohne Worte.

5. Bewegungsanalyse

Diese Arbeit wird uns über alle Kurse begleiten. Es ist eine Art Trockentraining (20 Bewegungsabläufe), wie im orientalischen Theater.
Wir dringen mittels unseres Körpers, unser erstes Medium, um das Leben zu begreifen (und zwar sprichwörtlich), in die innere Dynamik der Dinge, die uns umgeben, ein. Es geht darum, die Essenz der grundlegenden Bewegungen des alltäglichen Lebens (wie zum Beispiel Ziehen und Schieben) zu verstehen.
Kein Illustrieren, keine Pantomime, sondern ein Nacherleben des “Motors” der Dinge, der unsichtbaren, aber für alle spürbare elementaren Dynamik.
Wie können wir sie körperlich umsetzen ?
Vor allem, wie können wir sie spielerisch nutzen?