MODUL II

Story
Telling

1. Das Melodrama

Wir erforschen die Grundlagen des Geschichtenerzählens. Wie wirkt eine Geschichte auf den Spielraum, wie wirkt der Spielraum auf die Geschichte? Was erzählen Objekte? Wie können wir sie ins Spiel integrieren. Wir entdecken die Welt des gestischen Theaters und im Unterschied zum „Mime Corporel“ von Etienne Decroux, liegt der Schwerpunkt auf der theatralischen Umsetzung. Lecoq nennt das die Mimodynamik. Mime nicht nur als „Training für Schauspieler“ sondern als theatralisches Mittel. Wann ist ein Schauspieler ein Mime, wann Pantomime und wann „Knattermime“? Der Körpereinsatz der Darsteller ersetzt das Bühnenbild. Wir entdecken Spielformen, die wir bei Peter Brook beobachten. Bewegung ist nicht nur eine Folge von Aktionen. Es geht um Dynamik. in Relation mit dem Raum, Rhythmus, und den dabei angewandten Kräften. Schrift/Text, eine Choreographie, eine Partitur sind Strukturen in Bewegung. Diese Gesetze organisieren alle theatralischen Situationen. Und zu guter Letzt untersuchen wir das Melodrama, oder die Kunst, das Publikum zum Weinen zu bringen.

2. „Physical Comedy“ oder die Welt der Halbmasken

Wir versuchen, in die Welt der Halbmasken anhand der Commedia dell’arte und ihrer balinesischen Cousins einzutauchen.
Wir entdecken hier alle Regeln des Komisch-Seins.
Es ist die Kunst der Spieler,
des unmittelbaren sich ins kalte Wasser werfen, des „raus aus dem Hirn“ und „rein in den Körper“ Theaters, der Situationskomik, des „wie kann ich das Publikum halten“ und der Magie der Masken, wenn sie von einem Besitz ergreifen und..
„plötzlich spielt ES“ …
Unsere Art, die Halbmasken (aber auch anderes wie Clown, Buffons, Text usw.) zu unterrichten ist nicht „klassisch“. Es geht nicht darum, alte Postkarten, oder verstaubte Museumsfigurinen wiederzubeleben. Das hieße genau das zu betreiben, was unsere Masken NICHT sind: Ihren Tod! (Die Masken der Commedia verschwanden, als man begann, sie schriftlich festzuhalten und alle Bewegungsmuster der Masken genau zu fixieren, während in Bali die Halbmasken immer mehr zu Touristenattraktionen reduziert werden).
Es geht beim Masken-Unterricht nicht um museales Rekonstruieren. Das Spiel würde sofort verstaubt, klein und lieblich.
Es ist viel interessanter, herauszufinden, welche Wirkung jede Maske auf die einzelnen Teilnehmer hat, wie seine eigene Phantasie beflügelt wird und er selbstständig kreativ wird.
Wir suchen lebendiges, modernes (heutiges) Theater.

Wir vergleichen die Attitüden der italienischen und die Basispositionen des Topeng (Balinesisches Maskenspiel).
Wir untersuchen:
Den nötigen Körpereinsatz
Die unterschiedlichen Körperlichkeiten und Musikalität
Das „Delirium“
Das volle humane Potenzial jeder Maske und wir lernen, was ein “Lazzi” ist und wie man ein Spiel gemeinsam entwickeln kann.
Wir versuchen ebenfalls zu klären, welchen Platz sie in der Literatur haben (Goldoni, Molière, Shakespeare, Nestroy…) In welcher Form die Masken überlebt haben. (Charlie Chaplin, The Marx Brothers, Laurel and Hardy, Mr. Bean, Dario Fo, Pierre Richard …)
Wie man ohne das Tragen einer Maske „maskiert“ spielt.
Ariane Mnouchkine rekrutiert ihre Schauspieler nach ihrer Fähigkeit, Masken zu leben, verspielt zu sein und präzise.