MODUL V

Zum richtigen Zeitpunkt

„Es gibt universelle Grundgesetze des Theaters, die man zu respektieren und zu beherrschen hat, um eventuell das zu machen, was man Theater nennt. Ansonsten reproduziert man nur schwarze Zeichen auf weißen Blättern oder man macht Literatur in Kostümen.“

Ariane Mnouchkine

In diesem Modul interessieren wir uns an der Konstruktion eines Theaterstückes, alt oder neu, oder sogar neu erfunden.
Wir folgen der Dramaturgie von Romeo und Julia (oder ein anderes Stück/anderer Text unserer Wahl) und untersuchen, wie aus NICHTS THEATER werden kann.
Es wird eine Reise durch Raum und Zeit, kein Dekor, (noch) keine Kostüme, auf der Suche nach dem Ursprung von Theater und Theatralität. Ein Mensch und seine Imagination.
Nur unser Körper und ein „leerer Raum“.
Es geht im Besonderen darum, das organische Wachsen eines künstlerischen Projektes zu vermitteln, es geht um den Darsteller, sein Instrument (Körper) und das Suchen nach Spielformen, die den Zuseher packen und seine Emotionenen erweckt. Fern vom Regietheater und den aufgrund des Zeitmangels aufgedrängten Ideen.

Die Relation Körper-Raum-Zeit

Am Anfang untersuchen wir, anhand des sogenannten „Gleichgewichtes des Plateaus“, den Beginn des Stückes.
Wir entdecken den „Spielraum“. Wir sind sehr nahe an der Idee des „leeren Raumes“ von Peter Brook.
Wie tritt man auf, wie erzeugt man sprichwörtlich ein Gleichgewicht im Raum mit meinen Spielpartnern?
Wie formt man einen Chor?
Wer spricht?
Wir verstehen auch, was für die folgenden Tage essentiell wird, den Rhythmus, die Musikalität jeder Aktion und in der Folge, jeder Emotion

Die Figuren der Handlung

Unsere Figuren konstruieren wir anhand von Halbmasken.
Zum Beispiel bei Romeo und Julia: Zwei Familien: die Masken der Commedia und die Balinesischen Masken.
Wie würden sie sprechen?
Bringen die Figuren die Situation? Oder die Situation die Figuren?
„Der Dichter hat die Füße im Schlamm, den Blick in den Sternen und einen Dolch in der Hand“

Peter Brook

In weiterer Folge machen wir einen Ausflug in die Welt der Buffons um Mercutio (Merkur/Hermes der Götterbote, der als einziger zwischen Olymp und Unterwelt wandern kann…) zu verstehen. Der Maskenball und das erste Treffen von Romeo und Julia. Wir entdecken wieder unsere beiden Maskenfamilien … und die Spieler hinter den Masken. Wie spielt man Liebe auf den ersten Blick?
Der Kampf
Wir versuchen theatralisch zu sterben. Ohne Special Effects und Hollywood.

Die Tragödie

Folgende Themen beschäftigen uns:
Die großen Emotionen Liebe, Haß, Eifersucht, Trauer.
Wo stecken sie im Körper?
Wie kann ich sie konkret darstellen?
Das gesprochene Wort ist eine in akustische Schwingungen umgesetzte Fortsetzung einer Geste. Es besteht ein direkter dynamischer Zusammenhang zwischen Körper, Raum und Text.
Es werden keine Aussagen gemacht, oder Reden (discours) gehalten. Es wird ein Wort (parole) gesprochen

Jacques Lecoq